Diabetisches Fußsyndrom


Diabetiker haben ein stark erhöhtes Risiko für die Entstehung von offenen Stellen im Fußbereich und nachfolgenden Amputationen. Ein Hauptgrund hierfür ist die durch den Diabetes hervorgerufene Gefühlsstörung im Fußbereich (Polyneuropathie). Dadurch werden Druckstellen, Verletzungen oder Entzündungen nicht durch Schmerzen wahrgenommen.

Eine Vorstellung beim Arzt erfolgt oft erst, wenn bereits eine starke Infektion vorliegt oder im Bereich der Wunde tiefe Strukturen wie Gelenke oder Knochen mitbeteiligt sind, so dass ein chirurgisches Vorgehen (Abszeßspaltung, kleine Amputationen im Zehenbereich, in der Folge auch große Amputationen im Unter- oder Oberschenkelbereich) nicht mehr zu umgehen ist.

Unser oberstes Ziel ist es Amputationen zu verhindern!

Ursachen

Durch eine langjährige oder schlecht eingestellte Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) kommt es zu verschiedenen Schädigungen am Fuß, die die Entstehung von offenen Stellen begünstigen:

  • Nervenschäden (Polyneuropathie): Sowohl Gefühlsnerven, als auch Nerven, die für die Bewegung und die Temperaturregelung zuständig sind, werden durch erhöhte Zuckerwerte unwiederbringlich geschädigt. Dies hat eine Störung im Berührungsempfinden sowie Schmerzempfinden zur Folge, so dass Verletzungen am Fuß nicht mehr wahrgenommen werden. Die kleinen Fußmuskeln werden schwach oder schwinden sogar. Hierdurch werden Fußfehlstellungen hervorgerufen, so dass Stellen mit punktuell deutlich erhöhter Druckbelastung entstehen – hier kann die Haut im Verlauf nachgeben und eine offene Stelle (Druckstelle) entstehen.  Durch Schädigung des Temperaturempfindens haben Diabetiker häufig sehr trockene, rissige Füße. Diese Einrisse (Rhagaden, Fissuren) können ebenfalls zu nicht heilenden Wunden führen.
  • Vermehrte Gelenksteifigkeit: auch hierdurch werden Verformungen am Fußskelett begünstigt, die ebenfalls zu einer vermehrten Druckbelastung an dafür nicht vorgesehenen Stellen führt.
  • Hornhauschwielenbildung: An den o.g. Stellen vermehrter Druckbelastung bilden sich häufig derbe Hornhautschwielen, die ihrerseits beim Auftreten Druck auf die Haut und das daruntergelegene Weichteil auslösen, so dass dieses geschädigt wird und absterben kann.
  • Gefäßschädigung: durch die erhöhten Zuckerwerte werden sowohl die mikroskopisch keinen Gefäße geschädigt (Mikroangiopathie), als auch die größeren Gefäße im Bein (Makroangiopathie/pAVK). Die Mikroangiopathie verursacht eine verschlechterte Durchblutung im Gewebe, so dass der für die Wundheilung nötige Sauerstoff nur unzureichend ankommt („Diabetiker haben eine langsamere/schlechtere Wundheilung“). Die Makroangiopathie kann zu Engstellen oder Verschlüssen in den großen zuführenden Gefäßen des Beines führen, so dass hier für die Abheilung eine Aufdehung oder Gefäßoperation nötig sein kann (s. auch [„Durchblutungsstörung der Beinschlagadern“]).

Hinzu kommt eine Abwehrschwäche bei Diabetikern, so dass sie anfälliger für Infektionen sind. Bakterien können im Bereich der offenen Stellen leichter ins Gewebe eindringen und schwere, sich schnell ausbreitende Entzündungen verursachen.

Was kann ich als Diabetiker meinen Füßen Gutes tun?

  • Tägliche Sichtkontrolle Ihrer Füße, auch der Zehenzwischenräume! Bei Auffälligkeiten oder offenen Stellen suchen Sie zeitnah Ihren behandelnden Arzt auf.
    TIPP: benutzen Sie einen Handspiegel
    TIPP: falls Sie nicht mehr gut sehen können, bitten Sie Angehörige oder Pflegende die Füße zu kontrollieren
  • Pflegen Sie Ihre Füße intensiv:
    Tägliches Füßewaschen oder ein kurzes Fußbad (Dauer maximal 10 Minuten, Wassertemperatur 35°C). TIPP: Badethermometer
    Benutzen Sie milde, rückfettende Waschlotionen oder eine milde Seife.
    Benutzen Sie einen weichen Waschlappen (keine Bürsten o.ä.)
    Mit einem weichen Handtuch vorsichtig trockentupfen (auch die Zehenzwischenräume!)
    Tägliches, aber sparsames Eincremen der Füße (z.B. mit speziell für Diabetiker geeigneten Cremes, Lotionen oder Cremeschaum – häufig mit Urea). Vorsicht in den Zehenzwischenräumen – nach Einziehen der Pflegemittel ggf. Rückstände aus den Zwischenzehenräumen entfernen, da hier sonst Staunässe entstehen kann, die die Haut aufweicht und so zu offenen Stellen führen kann.
    Zur Nagelpflege 1x wöchentlich die Nägel mit einer Nagelfeile glätten. Benutzen sie keine Scheren oder Nagelzwicker, um Verletzungen am Nagelbett zu vermeiden. Gehen Sie gegebenenfalls zu einer medizinischen Fußpflege/zu einem Podologen.  TIPP: sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Diabetes-Arzt, da bei Diabetikern, bei denen einen zusätzliche Gefühlsstörung oder Durchblutungsstörung besteht, die podologische Leistung rezeptiert werden kann.
  • Achten Sie auf Bekleidung und Schuhwerk:
    Es empfehlen sich nicht einschnürende Socken aus Baumwolle oder Wolle, auf Synthetikmaterial sollte verzichtet werden.
    Tragen Sie bequemes, gut passendes Schuhwerk aus weichem, anschmiegsamem Material. Bei erhöhtem Risiko stehen Ihnen spezielle Schuhe (z.B. mit diabetesadaptierter Weichbettung oder ein orthopädischer Schuh) zu. Auch hierzu kann Sie ihr behandelnder Diabetologe beraten.
  • Vermeiden Sie Verletzungen an den Füßen:
    Benutzen Sie keine Wärmflaschen oder Heizdecken, da bei einer Gefühlsstörung Verbrennungen der Haut auftreten können, die Sie nicht bemerken.
    Beim Fußbad die Temperatur vorher mit der Hand prüfen, besser noch mit einem Badethermometer (35°C).
    Laufen Sie nicht barfuß oder auf Strümpfen, weder im Freien, noch im Haus, da Sie sich leicht etwas eintreten können (Sie bemerken es ja nicht aufgrund der Gefühlsstörung). Auch durch Anstoßen des Fußes z.B. am Türstock oder dem Bettpfosten kann es zu einem Gewebsuntergang am Fuß kommen.
    Vor Fußchirurgischen Maßnahmen (z.B. Geradestellung bei Zehendeformität) sollte die Durchblutung gemessen werden, damit auch eine ausreichende Heilung der Wunden gewährleistet ist.

Unsere Therapieverfahren

In Abhängigkeit Ihres Problems am Fuß werden wir mit Ihnen zusammen alles tun, um eine zügige Abheilung der Wunden am Fuß zu gewährleisten:

Wir klären, ob eine schwere Durchblutungsstörung zugrunde liegt, die behandelt werden muss. Manchmal besteht ein zusätzliches Krampfaderleiden oder eine Schwellneigung, die eine leichte Kompression nötig macht. Die entsprechende Behandlung wird bei uns ambulant oder stationär, je nach nötiger Maßnahme, durchgeführt.

Wir lassen Röntgendiagnostik durchführen, um eine knöcherne Beteiligung im Bereich der Wunden auszuschließen.

Oft in Kooperation mit Orthopäden empfehlen oder verordnen wir passendes Schuhwerk, dass eine Druckentlastung im Bereich der Wunde gewährt.
Sollten Sie stationär bleiben müssen, ist eine Mitbetreuung durch unsere [Diabetesberatung] möglich.

Uns steht sowohl im ambulanten, als auch im stationären Bereich eine breite Palette moderner Wundversorgung zur Verfügung (verschiedene Wundauflagen, Unterdrucktherapie, biochirurgische Maßnahmen). Falls es eine Chance auf Abheilung der Wunde gibt, werden wir behandeln – auch wenn dies sehr  langwierig sein kann. Sie benötigen dazu oft viel Geduld, da die Fortschritte häufig langsam und klein sind.

Sollte eine Infektion des Fußes vorliegen, haben wir eine große Erfahrung in diesem Bereich, um beurteilen zu können, ob hier zügig operative Maßnahmen nötig sind, um einen weiteren Schaden von Ihrem Fuß abzuwenden, oder ob konservativ mit Antibiotikum verfahren werden kann.

Falls knöcherne Strukturen/Gelenke geschädigt sind, ist eine Amputation meist unumgänglich. Uns ist klar, dass Ihre weitere Mobilität und in vielen Fällen auch Ihre Eigenständigkeit von einer erhaltenen Gehfähigkeit abhängt! Wir werden alles tun, um das Ausmaß einer Amputation so gering wie möglich zu halten (Grenzzonenamputation).

Nachsorge

Unser [Entlassmanagement] kümmert sich um die weitere Versorgung. Sei es die Organisation einer Rehabilitationsmaßnahme oder das Einschalten eines Pflegedienstes, falls Sie Hilfe zuhause benötigen.

Eine optimale Nachbetreuung der Wunde ist uns enorm wichtig, da die vollständige Abheilung in vielen Fällen erst Wochen nach dem stationären Aufenthalt geschieht. Daher organisieren wir, falls nötig, einen Verbandsdienst, der nach ärztlicher Verordnung zu Ihnen nach Hause kommt und verbindet. Wir erstellend bei Entlassung einen Wundüberleitungsbogen, in dem wir genau vermerken, wie die Wunde beschaffen ist und womit zuletzt verbunden wurde. Außerdem bieten wir eine große Wundsprechstunde an, um Sie in Rücksprache mit Ihren behandelnden Ärzten auch nach einem Aufenthalt im Krankenhaus noch mit zu betreuen.

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Der selbstbestimmte Patient [ ... mehr]


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FreyLife: Mittagstisch


Sie können oder wollen nicht immer selbst kochen? Sie Essen gerne in Gesellschaft? [ ... mehr]


28.11.2024   14:00 Uhr bis 16:00 Uhr

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